Rückzug der USA: Kampf gegen Aids in Gefahr
- GLEICHLAUT
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Nach dem Ausstieg der USA aus den globalen Maßnahmen gegen HIV/Aids braucht es schnell neue Lösungen, um lebenswichtige Medikamente, Präventionsprogramme und Forschung sicherzustellen – sonst drohen Rückschritte im weltweiten Kampf gegen die Epidemie.

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e Weltgemeinschaft hatte sich ein Ziel gesetzt: Aids bis 2030 zu beenden. Die globalen Maßnahmen gegen HIV/Aids waren auf einem guten Weg. Doch nun stehen alle Erfolge der letzten Jahrzehnte auf dem Spiel: Mit dem Rückzug der USA fällt die wichtigste Finanzierungsquelle voraussichtlich weitgehend weg. Wird diese Lücke nicht geschlossen, werden die Folgen verheerend sein: Millionen Aids-Tote, Millionen HIV-Neuinfektionen, Millionen neue Aids-Waisen. Es droht die Rückkehr der Aids-Epidemie, die gerade erst weitgehend eingedämmt worden war.
HIV-Behandlung und Prävention sind unverzichtbar
„Es ist ein gravierender Verstoß gegen die Menschenrechte und ethisch wie epidemiologisch unverantwortlich, Menschen die lebensrettende Therapie vorzuenthalten. HIV wird sich dann wieder schneller verbreiten, Aids wieder mehr Menschenleben fordern“, sagt Prof. Dr. Stefan Esser, Vorsitzender der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG). Medizinisch betrachtet ist HIV heute eine gut behandelbare Infektionskrankheit. Die HIV-Therapie verhindert auch die Übertragung des Virus.
"Epidemien bleiben dabei nicht auf bestimmte Länder beschränkt. Sie müssen global wie national bekämpft werden.“
sagt Prof. Dr. Stefan Esser
Weltweite HIV-Infektionen drastisch reduziert
Richtig ist, die Zahl der Aids-bedingten Todesfälle und der HIV-Infektionen konnte in den letzten 20 Jahren durch die weltweiten gemeinsamen Anstrengungen drastisch reduziert werden. Mit ihrem herausragenden Engagement haben die USA bis heute maßgeblich dazu beigetragen, dass die Epidemie beherrschbar geworden ist. Sie betreiben ihr Programm PEPFAR mit einem jährlichen Etat von mehreren Milliarden Dollar und sind die größte Finanzierungsquelle des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria sowie bei UNAIDS. Die HIV-Therapien von schätzungsweise 20 Millionen Menschen weltweit – der Hälfte aller mit HIV Lebenden – hängen von dieser Finanzierung ab.

Nun hat die Trump-Regierung den Ausstieg bei UNAIDS verkündet und alle internationalen Hilfsmaßnahmen ausgesetzt. Für lebensnotwendige Therapien gibt es offiziell eine Ausnahmeregelung, die aber nur bedingt wirkt. Viele Einrichtungen in stark von HIV betroffenen Ländern haben bereits geschlossen, Personal ist entlassen worden, Verträge wurden gekündigt oder pausiert. Die Zukunft des PEPFAR-Programms, das am 25. März ausläuft und erneuert werden müsste, ist mehr als ungewiss.
Viele Menschen haben ihre HIV-Therapie bereits verloren, noch viel mehr Menschen müssen fürchten, bald ohne Behandlung dazustehen. Schätzungen zufolge haben bereits mehr als 20.000 Menschen durch das Aussetzen der Hilfsprogramme ihr Leben verloren, viele weitere könnten bald erkranken und versterben. Unkontrollierte Therapiepausen können bei HIV zudem die Förderung von Resistenzen gegen die Medikamente zur Folge haben.
Millionen Menschenleben bedroht
Fallen die US-Mittel dauerhaft aus, ist laut UNAIDS bis Ende 2029 mit rund 9 Millionen neuen HIV-Infektionen und mehr als sechs Millionen Aids-Toten und etwa dreieinhalb Millionen Aids-Waisen zu rechnen.
Insbesondere Menschen aus besonders stark betroffenen Gruppen und Communitys sind bedroht. Sie haben oft keine anderen Zugänge zu angemessener medizinischer Versorgung inklusive Test-Angeboten sowie Prävention. Dazu zählen im südlichen Afrika vor allem junge Frauen und Mädchen, ansonsten etwa Männer, die Sex mit Männern haben, trans Personen, intravenös Drogen konsumierende Menschen, Sexarbeiter*innen, Menschen in Haft, Migrant*innen aus Ländern mit hoher HIV-Prävalenz.
Benötigt werden Geld, Führung und eine neue Architektur der Hilfe:„"Menschen die HIV-Therapie oder ihren Schutz zu entziehen wird in einem humanitären Desaster enden, wenn die vernünftigen Kräfte in der Welt jetzt nicht gemeinsam beherzt handeln, sagt Stefan Miller vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe. „Um Erfolge abzusichern und Rückschläge zu verhindern, brauchen wir dringend eine neue Architektur der globalen Maßnahmen gegen HIV.
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