Seit Anfang Juli sorgt eine weitere Coming-of-Age oder besser Coming-Out Serie für echtes Gefühlskino zu Hause. Mit Young Royals auf dem Streamingportal Netflix, hat es die schwedische Serie geschafft, auch unsere Redaktion zu überzeugen.
Ob „Love, Victor“, „Highschool Musical“, „It´s a Sin“ oder auch Élite - die Auswahl an Serien auf den Streaming-Plattformen mit queeren Charakteren ist derzeit größer als je zuvor. Zum Glück, denn lange Zeit wurden LGBTQ+ Themen nur beiläufig in Stories eingebaut. Sicherlich unterscheiden sich alle Produktionen voneinander und für jeden „Geschmack“ ist etwas dabei. Uns hat dabei das Teenagerdrama Young Royals, mit den ungeschminkten Darstellern und der unverblümten Sichtweise auf das Gefühlschaos während der ersten (großen) Liebe, eingefangen.
YOUNG ROYALS
Ein Märchen beginnt meistens mit einem Prinzen auf der Suche nach der Liebe. Ähnlich, aber mit ganz anderen Vorzeichen beginnt auch die schwedische Serie Young Royals.
Prinz Wilhelm (Edvin Ryding) vom schwedischen Königshaus ist auf der Suche nach sich selbst und im ständigen Kampf zwischen seinen Pflichten als Mitglied der königlichen Familie. Eben ein typischer Teenager, der zwischen Identität und Selbstfindung seine Grenzen austestet. Als er einer dieser Grenzen überschreitet und die gesellschaftliche Sichtweise auf das Königshaus gefährdet ist, wird er in ein Elite-Internat geschickt. Dort soll er für die Zukunft als Prinz geformt werden. Abseits der Medien beginnt für Ihn jedoch eine ganz neue Lebenserfahrung als Simon (Omar Rudberg) in sein Leben tritt. Im Laufe der sechs Folgen von Young Royals können wir dabei sein, wie aus anfänglicher Freundschaft Liebe wird. Gespickt von Höhen und Tiefen im Internat sowie der inneren Zerrissenheit über die eigenen Gefühle, entwickelt sich die Serie zu einer für uns außergewöhnlichen und sehenswerten Coming-Out Geschichte.
Bei Prinz Wilhelm ist dabei immer zu spüren, wie schwer es ist, als Teenager den richtigen Weg zu finden und die eigenen Gefühle mit den Ansichten von Familie und Gesellschaft zu vereinen. Letztlich wird in Young Royals die ungeschminkte Sichtweise der ersten (großen) Liebe gezeigt.
WILHELM & SIMON
Ein erster zärtlicher Kontakt zwischen Wilhelm und Simon beim Kinoabend im Elite-Internat. Was darf sein und was darf nicht sein, diese Frage stellt sich der Prinz im Laufe der Serie immer wieder.
Genau diese Frage beschäftigt unzählige Teenager auf der ganzen Welt auf dem Weg zur Selbstfindung.
LET´S START A REVOLUTION
Die ersten Schmetterlinge im Bauch, der erste Kuss oder auch das erste Mal - eigentlich unterscheidet sich zwischen Hetero- und Homo-Liebesgeschichten nicht viel. Doch die meisten aus der LGBTQ+ Community kennen den wirklichen Unterschied - der Kopf. Denn ständig kreisen um einen die Gedanken, bin ich wirklich schwul (oder lesbisch...) , kann das wirklich sein, was werden meine Freunde oder Familie sagen.
Eine Zerrissenheit zwischen Gefühlen und gesellschaftlichen Normen, die wohl die meisten von uns schon mitgemacht haben. Genau hier setzt eben auch die schwedische Netflix-Produktion Young Royals an. Auch wenn es sich um ein modernes Märchen handelt, können wohl die meisten das Gefühlschaos von Wilhelm und Simon nachvollziehen. Um so passender ist der Soundtrack von ELISAS „Revolution“. Denn jeder von uns hat seine ganz eigene Revolution erlebt und hoffentlich auch gelebt. Umso schöner sind die Szenen des Näherkommens in Young Royals und die Akzeptanz der eigenen Gefühle bei Wilhelm. Dabei steht Wilhelm letztlich nur für irgendeinen Jugendlichen auf der Welt, der in diesem Moment gerade seine ganz eigene Geschichte schreibt. Auch wenn zum Ende der Serie das offene Ende auf eine zweite Staffel hoffen lässt, kann man(n) sich bereits ausmalen, wie es weitergehen könnte.
DIE UNGESCHMINKTE WAHRHEIT
Für uns liegt die Besonderheit bei YOUNG ROYALS definitiv in der Darstellung der Charaktere. Während andere Serien öfter Darsteller wählen, die durch einen perfekten Körper glänzen und wenig mit der Realität zu tun haben, wählten die Macher der Serie zwei Teenager, denen man es auch ansieht. Letztlich zeigt die Serie das ungeschminkte Leben zweier Jugendlicher, die weder einen makellosen Teint haben noch jedes Schönheitsideal übertreffen. Aber dabei geht es bei Young Royals nicht. Vielmehr ist eben der Weg von Selbstzweifeln bis hin zur ersten Liebe sichtbar.
KRITIK
Natürlich ist jede Serie abhängig vom Drehbuch und der individuellen Phantasie des Regisseurs. So hätte man sicherlich auf die eine oder andere Storie verzichten können, um den Charakteren und den dazugehörigen Problemen eines Coming-outs mehr Tiefe zu verleihen. Dennoch liegt es immer auch an einem selber, sich einer Serie hinzugeben und mit der eigenen Vorstellungskraft weiter auszumalen. Vielleicht oder besser hoffentlich werden wir in einer zweiten Staffel mehr erfahren und vielleicht gibt es dann auch ein royales Happy-End...
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